8. Sept. 2004

Blick

Beslan: Calmy-Rey will im Konflikt vermitteln

(Georges Wüthrich). Es müsse alles daran gesetzt werden, die beiden Konfliktparteien wieder an einen Tisch zu bringen, sagt Calmy-Rey. Doch sie weiss auch: «Es wird sehr schwer werden, denn bisher haben sich beide Seiten strikt geweigert, auf Vermittlungsangebote einzugehen.»

Die Bundesrätin wird unterstützt von Andreas Gross. Der SP-Nationalrat ist seit 14 Monaten Berichterstatter des Europarates für Tschetschenien - eine Mission, die zuvor auch schon Alt-Nationatlrat und Russland-Experte Ernst Mühlemann ausübte. Gross weilte unmittelbar vor der Geiselnahme von Beslan in Tschetschenien - zur Vorbereitung eines Rapportes an den Europarat. Zehn Monate lang hatte ihm Russland die Einreise verweigert. Der Schweizer Aussenpolitiker empfiehlt Calmy-Rey, mit anderen europäischen Ländern wie Norwegen zusammenzuspannen: «Je unabhängiger und neutraler man ist, desto mehr Kredit besitzt man bei der russischen Seite.» Gross möchte im Herbst im Europarat einen «runden Tisch» zum Tschetschenien-Konflikt auf die Beine stellen: «Ich lade von beiden Seiten einen möglichst einflussreichen Kreis ein.» Er appelliert an alle, sich nach der Trauer über die furchtbaren Ereignisse wieder der politischen Seite des Konflikts zuzuwenden: «Dem tschetschenischen Terror muss der Nährboden entzogen werden, und dazu braucht es auch ein Einlenken der Russen.» Es gebe kaum eine Familie in Tschetschenien, die nicht mindestens ein Opfer durch russische Interventionen zu beklagen habe. Dass Putin den Terror der Al-Kaida anhängen will, ist für Gross ein Ablenkungsmanöver: «Dieser menschenverachtende Terror ist unter keinem Titel zu entschuldigen, aber er ist und bleibt hausgemacht.»

Andreas Gross



Nach oben

Zurück zur Artikelübersicht