26. Aug. 2004

Blick, Zürich

Andreas Gross in Tschetschenien
Beobachter einer Wahl, die keine ist

Grosny - Am Sonntag wird in Tschetschenien ein neuer Präsident gewählt. Und SP-Nationalrat Andreas Gross ist live dabei - mit sehr kritischem Blick.


Unser Mann in Tschetschenien:
SP-Nationalrat Andreas Gross.
FOTO: RDB

Anfang Woche reiste SP-Nationalrat Andreas Gross als Mitglied einer Europarat-Delegation in die Kaukasusrepublik, um die humanitäre und politische Lage des Landes unter die Lupe zu nehmen. Die Gruppe wird am Sonntag die Präsidentschaftswahl beobachten.

Doch schon jetzt spricht der Schweizer Politiker deutliche Worte: «Man kann wirklich sagen, dass die Wahl keine echte Wahl ist.» Gross spricht aus, was die ganze Welt weiss: Der russische Präsident Wladimir Putin wird bei dieser "Wahl" seinen Favoriten, den regionalen Innenminister Alu Alchanow, an die Macht bringen.

Schon sein Vorgänger, der im Mai ermordete Achmed Kadyrow, war vom Kreml wirksam unterstützt worden: Aussichtsreiche Gegenkandidaten zwang man zum "freiwilligen" Verzicht oder liess sie einfach von der Wahlliste streichen.

Für Gross ist diese Methode, die Wahl zu manipulieren, nur ein Punkt in der ganzen Tschetschenien-Problematik: «Es prallen die verschiedensten Interessen aufeinander. Neben politischen spielen auch wirtschaftliche, militärische und kulturelle Faktoren eine Rolle» sagt er.

Gross will vor allem mit der Bevölkerung in Kontakt kommen. Das aber ist schwierig, denn viele Leute fürchten sich, etwas zu sagen. «Das sagt auch einiges über die Wahlen aus: Wahlen sind keine Wahlen, wenn die Menschen Angst haben, ihre Meinung zu äussern», so der Nationalrat.

Andreas Gross



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